Dr. Peter Lock
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Dr. Peter Lock
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letzte Änderung:03.01.2011
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Vom Umgang der Friedensforschung mit bewaffneter Gewalt im 21. Jahrhundert

Gliederung

  • Über politikwissenschaftliche Diskurse vom demokratischen Frieden
  • Über methodische Scheuklappen der Friedensforschung
  • Der Blick von unten auf den neoliberalen Globalismus
  • Ambivalenz des amerikanischen Imperiums des Chaos
  • Der asymmetrische Krieg
  • Die "neuen" Kriege oder die Kapitulation der Politikwissenschaft
  • Veritabler Schatten der neoliberalen Globalisierung: Schattenglobalisierung
  • Gewalt als Regulation
  • Deterritorialisierung und Diffusion kriegerischer Gewalt

Über politikwissenschaftliche Diskurse vom demokratischen Frieden

Das analytische Versagen der Sozialwissenschaften angesichts der Implosion der Sowjetunion wurde in der Politikwissenschaft, auch in der Abteilung Friedensforschung, rasch verdrängt. Selbstbewußt ließ man sich auf das gefällige Paradigma vom demokratischen Frieden ein. Da zugleich Marktwirtschaft zur notwendigen Voraussetzung von Demokratie erklärt wurde, war mit dem demokratischen Frieden ein Forschungsfeld erobert, das mit den ideologischen Interessen des neuen uneingeschränkten Hegemon verträglich schien und das es erlaubte, von einer neuen demokratischen Weltordnung zu träumen, in der im Rahmen der Vereinten Nationen Konflikte mit friedlichen Mitteln geschlichtet werden.

Obwohl sich diese Visionen als Illusionen erwiesen haben, wird in der Politikwissenschaft, soweit sie sich mit Krieg und Frieden beschäftigt, noch immer intensiv über den demokratischen Frieden gearbeitet [1]. Dabei handelt es sich im wesentlichen um den vorläufigen Befund, daß innerhalb der OECD-Welt keine zwischenstaatlichen Kriege mehr ausgetragen werden. Daraus abgeleitet wird unterstellt, demokratische Herrschaft immunisiere sowohl gegen zwischenstaatliche als auch gegen innerstaatliche Kriege. Spätestens kriegerische Ereignisse außerhalb der OECD-Welt, auf die die Verbreitung tragfähiger demokratischer Staatlichkeit im wesentlichen beschränkt ist, verweisen darauf, daß es tragfähiger ist, zu vermuten, daß die voraussehbaren Schäden einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen modern gerüsteten Staaten mit hochkomplexen Infrastrukturen inzwischen so immens sind, daß rationale Interessendurchsetzung mit dem Mittel des zwischenstaatlichen Krieges gegeneinander für diese Akteure kalkulierbar konterproduktiv ist. Da robuste demokratische Staatlichkeit und die OECD-Welt weitgehend kovariieren, ist der Befund tautologisch und analytisch wenig hilfreich. Hierin stimme ich Münklers[2] ironisierender Kritik ausdrücklich zu.

Wenn nun aber ein Akteur nahezu die Hälfte aller weltweiten Militärausgaben tätigt, was die Bush-Regierung mit einem Militärhaushalt von 355 Mrd. US Dollar sich anschickt zu tun und gleichzeitig präventive militärische Eingriffe als legitime Selbstverteidigung definiert, dann wird spätestens zu diesem Zeitpunkt auch die Wirkungsmächtigkeit der Scheinkorrelation zwischen Demokratie und geringerer Neigung zu zwischenstaatlichen Kriegen voraussehbar aufgehoben. Denn es gilt inzwischen, daß die Anwendung kriegerischer Gewalt zwischen Staaten heute nicht mehr mit dem völkerrechtlichen Akt einer Kriegserklärung verbunden ist. Definition und Einhegung von Kriegen durch das Völkerrecht sind auf dem Wege gegenüber den Erscheinungsformen bewaffneter Gewalt im Zeitalter des liberalen Globalismus stumpfe Instrumente zu werden. Auch die Versuche in der empirischen Kriegsursachenforschung den Zustand Krieg abzugrenzen und damit das Paradigma des demokratischen Friedens überhaupt bearbeitbar zu machen, erscheinen angesichts der vielfältigen Erscheinungen sich dynamisch ausbreitender organisierter Gewalt willkürlich und blenden, wie im folgenden gezeigt wird, die Transformation der Logik von organisierter Gewalt als Reaktion auf Lebenswelten aus, die von der symbiotischen Dynamik von Globalisierung und Schattenglobalisierung geprägt sind und einen Bedeutungsverlust von Staatlichkeit als säkularen Trend erfahren.

Über methodische Scheuklappen der Friedensforschung

Die Friedensforschung hat in der Institution des Krieges ihren Gegenstand und bezieht daraus ihre Legitimation als akademische Disziplin. Sie ist als Kritik an der umfassenden politischen Vereinnahmung der Sozialwissenschaften in der ersten Dekade des Kalten Krieges entstanden. Die politisch-ideologische Eigendynamik eines politisch radikal opportunistischen Wissenschaftsbetriebes hatte zur Ausgrenzung aller Paradigmen in den internationalen Beziehungen geführt, die jenseits der MAD-Logik (Logik der gegenseitigen gesicherten Vernichtung) nach politischen Lösungen des konfrontativen Rüstungsprozesses suchten. Die ideologische Folie des Totalitarismus als Bedrohungsszenario bot den legitimatorischen Rahmen für die Selbstverstümmelung der Sozialwissenschaften in dieser Phase des Kalten Krieges.

Vor allem Ökonomen, Soziologen und Politikwissenschaftler forderten mit der Begründung einer eigenständigen Disziplin Friedensforschung eine Rückkehr zu verantwortungsethischen Prinzipien, die den Sozialwissenschaften zugunsten politischer Nützlichkeit weitgehend abhanden gekommen waren. Amerikanische, skandinavische und niederländische Sozialwissenschaftler begründeten Friedensforschung als eigenständige Disziplin. Dieser Akt kam einer Denunziation eines verantwortungsethischen Defizits in den bestehenden sozialwissenschaftlichen Disziplinen gleich.

Zeitlich fiel dieser institutionelle Anfang der Friedensforschung mit den beginnenden Protesten gegen den Vietnamkrieg und wenig später mit dem studentischen Aufbruch in verschiedenen westlichen Industrieländern zusammen. Das damit verbundene Aufbegehren und die Forderungen nach gesellschaftlicher Veränderung bildeten den Nährboden für die erstaunliche Karriere der Friedensforschung, die in der Folge überraschend schnell in zahlreichen Ländern institutionell verankert wurde. Instrumentelle Erwartungen sozialdemokratischer Parteien ihrerseits waren notwendige Paten für diese Erfolgsgeschichte.

Diese institutionelle Etablierung ereignete sich jedoch, ohne daß diese Disziplin vorher auch nur annähernd einen Konsens über ihre methodologischen Grundlagen gebildet hatte, der für die Friedensforschung bestimmend sein und eine Abgrenzung ermöglichen könnte. Gleichzeitig wurde die Friedensforschung in der gesellschaftlichen Aufbruchstimmung nach 1968 mit vielen unrealistischen Erwartungen im Hinblick auf die Überwindung des Ost-West Gegensatzes befrachtet.

In der Bundesrepublik verlor das sehr junge Personal der ersten Stunde dabei jedes Augenmaß. Symbolisch hierfür ist eine Forderung in dem von Karl Kayser verantworteten Gutachten, das als Leitrahmen gelten kann für die Ausgestaltung der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung und die parallele Forschungsinitiative der Stiftung Volkswagen, die u.a. die Gründung des Institutes für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg und der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung befördert hat. In dem Gutachten wird u.a. vorgeschlagen, daß die Friedensforscher Diplomaten aus West und Ost darin schulen sollten, wie man Konflikte mit friedlichen Mitteln austragen und überwinden kann. Hierzu sollte das Reichstagsgebäude in Berlin auf der Grenze zwischen den antagonistischen Systemen liegend ausgebaut und Raum für eine entsprechende Akademie bieten[3].

Die Identifikation der Friedensforschung mit gesellschaftlichem Aufbruch, der freilich auf der realpolitischen Ebene rasch ausgebremst wurde, wurde der jungen Disziplin zum Verhängnis. Gleichzeitig hob sie selbst mit der Übernahme des Galtungschen Begriffes der strukturellen Gewalt alle Versuche auf, zu einer sinnvollen thematischen Eingrenzung[4] zu kommen. Es entstand rasch ein Mißverhältnis zwischen den tatsächlich verfügbaren Forschungsressourcen und den Erwartungshaltungen gegenüber der neuen Disziplin, die die beteiligten, überwiegend sehr jungen ForscherInnen selbst befördert hatten. Dies galt vor allem für den außerparlamentarischen Raum, der ab den siebziger Jahren von der Friedensbewegung, Kernkraftgegnern und Naturschützern besetzt wurde. Dabei geriet die Friedensforschung zwischen die parlamentarischen Fronten von SPD und CDU. In dem Maße, in dem auf konservativer Seite die Friedensforschung als der anderen kommunistischen Seite fahrlässig in die Hände arbeitend gebrandmarkt wurde, machte sich die SPD bei gleichzeitiger Einforderung von politischer Disziplinierung die Rettung der Friedensforschung zu ihrem Anliegen. Das institutionelle Überleben der Friedensforschung über das Kohl-Zeitalter hinaus ist daher einer politischen Liaison zwischen Sozialdemokratie und dem außerparlamentarischen Raum geschuldet, die im rot-grünen Projekt ihren Ausdruck gefunden und schließlich zu einer erneuten institutionellen Konsolidierung der Friedensforschung unter der rot-grünen Regierung geführt hat.

Die politische Mobilisierung durch die Friedensbewegung in den achtziger Jahren schlug sich in der Mehrzahl der universitären Diszipline in verantwortungsethischen Diskursen und verstärktem politischem Engagement nieder. Insofern kann man argumentieren, daß die Friedensforschung eine ihrer Missionen erfüllt hatte, ohne gleichwohl die Ansprüche an sich selbst erfüllt zu haben, wie z.B. als multidisziplinärer problemorientierter Integrator zu wirken und sich auf einer erarbeiteten methodologischen Grundlage zu konsolidieren. Als Indikator hierfür mag gelten, daß es zur erfolgreichen Gründung einer Zeitschrift für internationale Beziehungen im deutschen Sprachraum kam. Die mit großem Anspruch angetretenen Friedensanalysen hingegen sind angesichts der politischen Veränderungen am Ende des Kalten Krieges verschwunden und konnten sich nicht in eine anerkannte Zeitschrift für Friedensforschung transformieren.

Am Beginn des 21. Jahrhundert ist die Charta der Vereinten Nationen zum zentralen normativen Bezugspunkt der Friedensforschung in Deutschland avanciert. Ihre Beiträge zeichnen sich zum Teil durch normativen Rigorismus bei Untersuchungen bewaffneter Konflikte aus. Andererseits ist ein Bestreben erkennbar, eine politikberatende Rolle im Bereich Konfliktprävention zu erlangen, dem von der deutschen Außenpolitik programmatische Priorität eingeräumt wird. Im Kreis derjenigen, die sich selbst der Friedensforschung zuordnen, sind wenig Fortschritte bei der Analyse gesellschaftlicher Ursachen von bewaffneten Konflikten und organisierter Gewalt sichtbar. Auch wenn man den Blick auf Politikwissenschaft erweitert, soweit sie sich mit Kriegen beschäftigt, stößt man zwar auf den von Münkler importierten und popularisierten Begriff des neuen Krieges. Aber bei aller Eloquenz dieser Diskussion ist aber nicht zu übersehen, daß auch die politische Wissenschaft einen analytischen Offenbarungseid angesichts der gegenwärtigen Manifestationen von bewaffneter Gewalt hinter der inhaltsneutralen Vokabel neu versteckt.

Immerhin steckt in dem Anspruch, die politische Praxis angestrebter Konfliktprävention zu begleiten, ein Potenzial, sich analytisch von der Fixierung auf die Unterscheidung von Krieg und Frieden zu lösen und zu erkennen, daß bewaffnete Gewalt immer häufiger sich den Regeln entzieht, die im humanitären Völkerrecht zu ihrer Einhegung kodifiziert worden sind. Der kalkulierte Einsatz von Gewalt bestimmt die Gesellschaftswelt in weiten Räumen der Welt, ohne notwendig in veritable Kriege umzuschlagen, die einzig von der quantifizierenden Kriegsursachenforschung als Ereignis protokolliert werden und zu einer Sintflut statistisch vergleichender Untersuchungen geführt haben. Nur wenn die Friedensforschung sich gegenüber der Soziologie der Gewalt[5] öffnet und ihre Fixierung auf Staat und Krieg überwindet, wird sie realitätstüchtig zum Überlebensdiskurs der Menschheit und vor allem der in Armut lebenden Hälfte beitragen können.

Der Blick von unten auf den neoliberalen Globalismus

Die Weltbank hat zwar die Armut als Thema entdeckt, aber die Restrukturierung nach Maßgabe des Internationalen Währungsfonds und damit monetaristische Stabilisierungs- und Wachstumsstrategien bleiben der Kern internationaler Finanz- und Wirtschaftspolitik. Dabei leugnet man längst nicht mehr, daß sich die Polarisierung der Einkommensstrukturen in der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Entwicklung fortsetzt und zum Teil sogar beschleunigt. Aber dem wird der statistische Befund gegenübergestellt, daß dennoch die Zahl derjenigen, die weltweit in absoluter Armut leben, zurückgegangen sei[6]. Man schließt daraus, daß man mit den paradoxen Folgen neoliberaler Wachstumsstrategien letztlich zum Wohle der Ärmsten leben müsse. An starken weltwirtschaftlichen Wachstumsraten vorbei gibt es aus dieser Perspektive keinen Weg zur Überwindung der Armut. Insoweit Armut Ursache politischer Störungen dieser ökonomischen Doktrin zu werden droht, ist ihre Bekämpfung mit außerordentlichen Mitteln, auch wenn diese systemfremd sind, geboten, um den langfristigen Erfolg der neoliberalen Regulationsdoktrin der Weltwirtschaft und damit auch optimaler Wohlfahrtssteigerung zu sichern.

Soweit die Paraphrase der herrschenden Doktrin des IWF, der die Lebenswelten eines großen Teils der Menschheit ausgesetzt sind, die in den informellen und kriminellen Sphären der globalen Ökonomie im Schatten der regulären, durch Rechtsverhältnisse geregelten Weltwirtschaft ihr (Über-)Leben bestreiten. Besonderes soziologisches Merkmal der Schattenökonomien ist es, daß in vielen Regionen der Welt eine Mehrheit junger Menschen darauf verwiesen ist, dort ihr Leben zu organisieren. Ihre Partizipation in der Schattenökonomie ist lebenszyklisch keine Warteschleife bis zum Eintritt in die reguläre Ökonomie, sie ist vielmehr voraussehbar für die meisten deren Lebensperspektive. Inwieweit es der Masse der arbeitslosen jungen Menschen in Ländern wie Nigeria, Algerien oder Südafrika wirklich bewußt ist, daß ihre Lebensperspektive allein in der in der Schattenökonomie liegt, läßt sich nur schwer beurteilen. Aber Gewaltdiskurse in beinahe universellen Musikmoden, wie Hiphop und Rap, beziehen sich häufig auf den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext in sehr konkreter Weise. Sie können als Ausdruck eines Bewußtseins der Dauerhaftigkeit der erfahrenen Ausgeschlossenheit, als Artikulation von Widerstand interpretiert werden.

Tatsächlich ist es in Fortschreibung gegenwärtiger Entwicklungstrends für diese arbeitslosen jungen Menschen unrealistisch auf ihre Chance zum Eintritt in die reguläre Sphäre der Wirtschaft zu warten. Sie läßt sich statistisch aus dem Wachstum der Weltwirtschaft im ordnungspolitischen Rahmen der gegenwärtigen IWF-Doktrin ableiten. Selbst bei hohen Wachstumsraten würde das unterstellte "trickle down" in Form von zusätzlichen Arbeitsplätzen bestenfalls ihre Enkel oder Urenkel erreichen. Denn die durchschnittliche Kapitalausstattung für einen Arbeitsplatz, der in der regulären, von globaler Standortkonkurrenz geprägten Weltwirtschaft bestehen kann, ist so hoch, daß die Sparquote, die notwendig wäre, um die ins Alter der Erwerbstätigkeit kommenden Menschen unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen in den nächsten zehn Jahren in die reguläre Ökonomie zu integrieren, unter keinen Umständen erzielt werden kann. Einzig eine Regulierung der Wirtschaft auf staatlicher oder regionaler Ebene könnte reguläre Arbeitsplätze mit geringer, auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähiger Kapitalintensität und Produktivität schaffen. Eine Politik, die solche Lösungen für das Problem der strukturellen Ausgeschlossenheit eines großen Teils der Menschheit, vor allem junger Menschen, anstrebt, würde freilich das Ende des derzeit dominierenden neoliberalen Globalismus einläuten.

Wahrscheinlich muß man die oft selbstmörderische Risikobereitschaft von Migranten aus den Armutszonen der Weltgesellschaft als Ausdruck der Erkenntnis ihres andernfalls dauerhaften Verbleibs in der Schattenökonomie werten. Heute sechzehnjährige Algerier, Kurden, Südafrikaner aus einem Township, Brasilianer aus den Favelas oder Nigerianer haben lebenslänglich nur geringe Chancen auf ein Erwerbsleben in einem rechtsstaatlich verfaßten Arbeitsmarkt. Ihre Ausgeschlossenheit erfahren sie deshalb so intensiv, weil sie über die allgegenwärtigen elektronischen Medien vermittelt tagtäglich mit den Bildern des fernen und manchmal auch sehr nahen Wohlstands und des Massenkonsums konfrontiert werden. Diese Gleichzeitigkeit von Ausgeschlossenheit und virtueller Integration in die globalisierte Welt des Massenkonsums und der Luxusmarken[7] bilden die Bühne, auf der diese jungen Menschen ihr Leben organisieren müssen. Die tiefen Modernisierungsbrüche der letzten Dekaden und die damit verbundene Auflösung traditionaler Ordnungen bedeuten, daß das Rollenmodell der Eltern entwertet ist. Damit verlieren traditionale soziale Institutionen endgültig ihre ordnungstiftende Autorität. Spitzt sich die Situation der Ausgeschlossenheit zu, tritt an die Stelle der verweigerten Beteiligung an der gesellschaftlichen Produktion der Einstieg in "Gewaltproduktion", durch die man Selbstwertgefühl und gesellschaftliche Anerkennung erfährt und sich Zugang zur Sphäre des Massenkonsums verschaffen kann[8].

In weiten Teilen der Welt kann man die Situation eines großen Teils junger Menschen als intergenerationelle Apartheid umschreiben, die zunehmend die rasch wachsenden Armutsgürtel der Megastädte dominieren. Sie haben keine politische Repräsentation in den bestehenden staatlichen Strukturen und politischen Verbänden. Wirklich wahrgenommen werden sie nur als Kriminalitätsrisiko. Leistungsfähige Analysen zur Konfliktprävention hätten sich aber mit den Lebenswelten dieser jungen Menschen zu beschäftigen, ihre politischen Artikulationen zu decodieren und Strukturen zu entwerfen, in denen diese Menschen gesellschaftliche Akzeptanz erfahren und für ihren Lebensunterhalt in rechtsstaatlicher Sicherheit arbeiten können. Rollenmodelle, wie die Bokassi Boys in Nigeria, die jungen Emire in Algerien, Lynchjustiz betreibende Jugendbanden mit moslemischem Etikett in Südafrika, die Maras in Guatemala, um nur einige zu nennen, wären vergleichend zu untersuchen, um Ansätze zu einer konstruktiven Transformation dieser auf ihre Weise leistungsfähigen gewaltkriminellen Gruppen zu entwickeln.

Derartige Untersuchungen stehen vor sehr schwierigen Aufgaben, denn die Risiken direkter oder sogar teilnehmender Beobachtung sind so hoch, daß nur indirekte Untersuchungsmethoden möglich erscheinen. Die Untersuchung von Jugendmusikkulturen zum Beispiel böte eine Zugangsmöglichkeit[9]. Eine erste weltweite Sichtung von lokalen Hiphopmusiken verweist darauf, daß es sich dabei um einen globalen generationsspezifischen Code mit politischem Gehalt handelt, der soziale Befindlichkeiten in der Ausgeschlossenheit jeweils kontextspezifisch artikuliert[10]. Daher sollte man Hiphop als kollektive politische Artikulation verstehen und möglichst dechiffrieren, um so zu einem politischen Diskurs über Strategien der gesellschaftlichen Veränderung mit den Beteiligten zu kommen. Denn unter den herrschenden Bedingungen ist vielerorts ein Ausbruch aus der Ausgeschlossenheit nur mit gewaltkriminellen Mitteln möglich, was sich in vielen Ländern mit besonders polarisierten sozialen Profilen konkret in hohen Mordraten und Gewaltkriminalität niederschlägt[11].

Hätten die weltweit in die Schattenglobalisierung abgedrängten jungen Menschen in den herrschenden politischen Systemen eine politische Stimme zur Wahrnehmung ihres Interesses, in rechtsstaatlich verfaßten Verhältnissen zu leben und zu arbeiten, dann wäre es um die Durchsetzungsfähigkeit des neoliberalen Globalismus schlecht bestellt. An die Stelle eines abstrakten Wohlfahrtsversprechens durch Wachstum mittels völliger Deregulierung der Ökonomie würde als Priorität die Chance aller auf konstruktive Beteiligung an der gesellschaftlichen Reproduktion durch Arbeit in einer einheitlichen rechtsstaatlichen Sphäre treten. Von unten, d.h. aus den Schatten der neoliberalen Globalisierung und vor allem mit den Augen junger Menschen betrachtet erfordert die Weltwirtschaft eine neue Regulierungsdoktrin, die auf produktive Teilhabe möglichst vieler an der Volkswirtschaft ausgerichtet ist.

Ambivalenz des amerikanischen Imperiums

Allgemein herrscht Verwirrung angesichts der offensichtlichen amerikanischen Übermacht am Beginn des 21. Jahrhunderts, die sich in der Disposition zu weltweiten unilateralen militärischen Interventionen widerspiegelt. Dabei ignorieren die Vereinigten Staaten das Völkerrechtes geradezu provokativ[12]. Der lautstark erklärte Krieg gegen den Terrorismus gerät immer stärker zu einer totalitären Ideologie, mit der präventive Interventionen gerechtfertigt, Menschen ohne rechtliche Grundlage in Gefangenschaft gehalten und selbst Todesstrafen ohne Gerichtsverfahren auf fremden Staatsgebiet vollzogen werden. Die rabiate Innenpolitik der Regierung Bush, die einerseits mit einer massiven Einschränkung von Grundrechten verbunden ist und andererseits einseitig die Interessen der Reichsten befördert, legitimiert sich als imperatives Notstandshandeln.

Das Sendungsbewußtsein fundamentalistisch-religiöser Strömungen als Zünglein an der Waage gewinnt in diesem politischen Klima an Einfluß auf die amerikanische Außenpolitik. Sehr deutlich manifestiert sich das in der scheinbar bedingungslosen Unterstützung der gegenwärtigen israelischen Regierung. Bei Störung amerikanischer Interessen macht die Regierung Druck, hinter dem die inzwischen glaubwürdige Disposition steht, im Zweifelsfalle auch militärische Mittel zu deren Sicherung einzusetzen. Hingegen zeigt die amerikanische Regierung sich wenig interessiert an der Stabilisierung bzw. Wiederherstellung von Staatlichkeit in Krisengebieten. Entsprechend bleiben derartige Aufgaben anderen Nationen, vor allem den Europäern überlassen, wie man am Beispiel Afghanistan beobachten kann.

Die Reflexion des neuen Feindbildes Terrorismus in der amerikanischen Politik führt zu einer weitgehenden Auflösung demokratischer Kontrolle des sicherheitspolitischen Regierungshandelns und generiert zunehmend Argumentationsmuster, die sich als nicht hinterfragbar präsentieren. Die militärisch-bürokratischen Akteure instrumentalisieren die expansive Unbestimmtheit der unterstellten terroristischen Bedrohung zu willkürlicher Geheimhaltung.

Dies wird in amerikakritischen Diskursen begierig aufgegriffen und als Bestätigung für die unterschiedlichsten Varianten der Interpretation amerikanischer Politik als allgewaltiger Imperialismus begriffen. Bei all diesen amerikakritischen Analysen wird unterstellt, daß die Regierung der Vereinigten Staaten letztlich souverän den Kurs der Ereignisse bestimmt.

Tatsächlich jedoch hat sich in den letzten drei Jahrzehnten zunehmend eine Diskrepanz zwischen der scheinbar absoluten militärischen Dominanz der USA und dem wirtschaftspolitischen Ausgeliefertsein auch der USA gegenüber den deregulierten Finanzmärkten entwickelt. Die Dominanz des Dollars als Leitwährung und die sich daraus ableitenden wirtschaftlichen Vorteile täuschen eine nicht wirklich vorhandene souveräne Steuerungskapazität gegenüber der Weltwirtschaft vor. Zwar können amerikanische Pressionen in konkreten Situationen politische und wirtschaftliche Veränderungen herbeiführen, aber die USA sind weit davon entfernt, eine systemische Regulation der globalen Ökonomie orientiert an ihren Interessen durchsetzen zu können. Die aktuelle schwere Regulationskrise des amerikanischen Kapitalismus, die durch die Pleite von Enron sichtbar wurde, hat die relative Machtlosigkeit der Regierung gegenüber internationalen Finanzmärkten offengelegt. Daß Afghanistan unter den Augen der amerikanischen Militärs wieder zum größten Heroinproduzenten geworden ist, veranschaulicht die engen Grenzen des regulativen Potentials militärischer Überlegenheit und mag diese noch so groß sein.

Alain Joxe hat dieses Dilemma der amerikanischen Vorherrschaft mit dem Bild eines Imperiums des Chaos[13] treffend gekennzeichnet. Der offensichtlichen militärischen Allmacht steht in zunehmendem Maße eine wirtschaftspolitische Konzeptionslosigkeit und Ohnmacht angesichts globalisierter und weitgehend deregulierter Finanzmärkte gegenüber, die im Gegensatz zu militärischem Vermögen nicht länger von einem nationalen (amerikanischen) Zentrum kontrolliert werden können. Der Mangel an wirklichem imperialen Vermögen drückt sich unter anderem im Wandel des bündnispolitischen Vokabulars der USA aus. Der Krieg gegen den Terrorismus ist nicht auf die Bildung von Allianzen ausgerichtet, sondern vielmehr auf Koalitionen. Eine Allianz beinhaltet ein Bündnis auf Gegenseitigkeit, das eher auf Dauer angelegt ist. Dabei können die gegebenenfalls zu erbringenden Leistungen durchaus asymmetrisch sein und eher einem Verhältnis imperialer Schutzbefohlenheit entsprechen. Eine Koalition hingegen ist ein jederzeit einseitig kündbares, auf ein konkretes Ziel ausgerichtetes Bündnis, aus dem keine Ansprüche abgeleitet werden können. Gleichwohl beharren die unterschiedlichsten kapitalismuskritischen Ideologien auf der Vorstellung von einem allmächtigen amerikanischen Imperium und begeben sich damit der Möglichkeit, Grenzen und Widersprüche der gegenwärtigen Dominanz der Vereinigten Staaten auszuleuchten. Globalisierungsgegner bilden ein Sammelbecken auf dem Wege zu einer sozialen Bewegung. Noch ist aber nicht erkennbar, ob sie der Versuchung widerstehen kann, allein mit Antiamerikanismus zu punkten. Zumindest sind die bislang angebotenen Erklärungsmuster für die gegenwärtigen Globalisierungsprozesse und strategische Alternativen der ökonomischen Regulierung noch nicht sehr realitätstüchtig.

Der asymmetrische Krieg

Gegenwärtig dürften die Vereinigten Staaten mindestens ebenso viele Rüstungsgüter beschaffen, wie der Rest der Welt, wobei zudem ein erheblicher Teil der andernorts georderten Waffen aus amerikanischer Produktion stammt. Betrachtet man die Ausgaben für militärische Forschung, so ist das Übergewicht noch deutlicher. Selbst wenn man realistischer Weise unterstellt, daß das amerikanische Rüstungsbeschaffungswesen, das sich zu erheblichen Teilen im Halbdunkel von Geheimhaltung abspielt, eine riesige Verschwendungswirtschaft ist, geprägt von Monopolen, Korruption und "pork barrel" Entscheidungen, so bleibt dennoch eine sich kumulativ weiter verfestigende absolute Überlegenheit der amerikanischen Militärmachinerie gegenüber dem Rest der Welt. Unter solchen Bedingungen wurde es in den neunziger Jahren zunehmend schwieriger, den fortgesetzten militärischen Aufwand nach dem Ende des Kalten Krieges einleuchtend auszurichten und politisch zu legitimieren. Immer unwahrscheinlicher wurden die Bedrohungsszenarien, auf die die herrschende amerikanische Doktrin ausgerichtet war, z.B. die Gleichzeitigkeit von zwei großen konventionellen Kriegen.
Allerdings erlaubte die unausgesprochene politische Restriktion, Kriege so führen zu müssen, daß amerikanische Opfer unbedingt vermieden werden, einen waffentechnologischen Modernisierungsschub, der auf eine umfassende Informatisierung und Automatisierung[14] der angenommenen Gefechtsfelder zielte. Im Golfkrieg und im Kosovo konnte die militärisch-industrielle Lobby den Modernisierungsbedarf politisch demonstrieren. Mit dem 11. September wurden Rüstungsprojekte auf Reißbrettern zu einem Selbstläufer und der Rüstungshaushalt stark erhöht. Der erklärte Krieg gegen den Terror hat die Diskussion militärischer Operationen von allen durch das Völkerrecht gebotenen Schranken befreit und so ein Panoptikum von Waffenentwicklungen gegen theoretisch mögliche Bedrohungen auf einer nach allen Richtungen offenen Skala geöffnet, das die Entwicklungsphantasien der großen Forschungslabors und der militär-bürokratischen Apparate mobilisiert hat, durch entsprechende Budgetanforderungen diesen weitgehend autistischen Aufrüstungsprozeß in der Form eines virtuellen Wettlaufes weiter zu beschleunigen.

Die so wachsende Asymmetrie militärischer Handlungsoptionen, die von nuklearer Vernichtung bis zur gezielten Ausschaltung von Personen unter weitgehender Vermeidung von sogenannten Kollateralschäden reichen, führt zu völlig ungleichen Wirkungen des im Kriegsvölkerrecht angestrebten Schutzes der Zivilbevölkerung auf Kriegsführungsoptionen der verschiedenen Konfliktparteien. Während die hochtechnologisch gerüstete Seite zunehmend in der Lage ist, die Schäden für die Zivilbevölkerung zu kalibrieren, ist die gegnerische Seite in der Regel gezwungen, die überhaupt verfügbaren Waffen weitgehend unbeachtlich der Folgen für die Zivilbevölkerung einzusetzen. Der Einsatz zielgenauer Lenkflugkörper aus großer Entfernung in einem "gläsernen" Schlachtfeld einerseits und einfache ballistische Geschosse oder einfache Landminen andererseits stehen für derartige Asymmetrien. Dies ist eine bislang wenig beachtete Implikation der sich verschärfenden Asymmetrie auf dem "Schlachtfeld" bzw. der Auflösung desselben zugunsten "chirurgischer Eingriffe". Daß die Genfer Zusatzprotokolle ihre intendierte Neutralität als Folge rüstungstechnologischer Asymmetrien verlieren würden, haben die Initiatoren der Protokolle beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes sicherlich nicht vorausgesehen.

Schwerwiegender aber ist die Tendenz zur Auflösung von Krieg in ein nicht mehr abgegrenztes Spektrum von präventiven Eingriffen, deren Urheber noch nicht einmal in allen Fällen identifizierbar sein werden. Denn Aktionen verdeckt zum Zwecke der Verleugnung ("deniability") sind im Krieg gegen den Terror wieder zu einem Instrument mit hoher Priorität geworden. Es wird unterstellt, daß Gefahr im Verzuge sei und daher die Abwehr keinen Beschränkungen bei der Wahl geeigneter Mittel unterliegen dürfe. So sind Im Zeitalter des "Counterterrorism" Terroristen in Uniform, wie Colin Gray[15] sie nennt, wie selbstverständlich Teil der amerikanischen Kriegsführung gegen Terrorismus geworden. Derzeit ist in den USA ein virtueller Rüstungswettlauf zwischen unterstellter terroristischer Möglichkeit und deren präventiver Abwehr in vollem Gange. Politik und Parlament haben weitgehend die Kontrolle über diese Entwicklung verloren, die aus operativen Gründen in einer Sphäre bürokratischer Geheimhaltung wuchert.

Keineswegs so eindeutig ist es jedoch um die operative Leistungsfähigkeit dieses wachsenden Arsenals gegen den Terror bestellt. Aus der offensichtlichen Asymmetrie ist jedoch keineswegs auf eine Überlegenheit und operative Leistungsfähigkeit der amerikanischen Seite im "Krieg gegen den Terror" zu schließen. Denn die unendliche Diffusität der unterstellten terroristischen Bedrohung in Verbindung mit ihrer politischen Utilität in der innenpolitischen Auseinandersetzung um Ressourcen und Mandate macht es wahrscheinlich, daß ein operativ wenig brauchbares umfassendes Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht wird, ein Babylon der Abwehr, das unbeachtlich einer Risikobewertung eigendynamisch expandieren wird. Eine solche Entwicklung birgt die Gefahr einer systemischen Erschöpfung im virtuellen (Rüstungs-)Wettlauf mit der unterstellten terroristischen Bedrohung. Während es keine Anzeichen dafür gibt, daß Terroristen mit ihren Aktionen die politische Ordnung in der OECD-Welt ernsthaft gefährden, befürchtet Colin Gray, daß sich als Folge unkontrollierter Überreaktion allein der Anti-Terrorkampf selbst besiegen und zu einer systemischem Implosion führen kann[16]. Anders formuliert, wenn der demokratische Rechtsstaat im Kampf gegen den Terror seine Prinzipien aufgibt, verfängt er sich in der Logik terroristischer Strategien und verliert schließlich seine Legitimation.

Die "neuen" Kriege oder die Kapitulation der Politikwissenschaft

Die Kriegsursachenforschung, Friedensforschung und Politikwissenschaft (internationale Beziehungen) bemühen sich seit dem Ende des Kalten Krieges die sich verändernden Strukturen gewaltförmiger Konflikte weiterhin mit dem Begriff Krieg zu umschreiben. Mit der quantitativen Abgrenzung der Kategorie Krieg, wie sie in der Kriegsursachenforschung in Anlehnung an Singer Standard geworden ist, lassen sich sowohl zwischenstaatliche als auch innergesellschaftliche bewaffnete Konflikte erfassen und so die internationale Staatenwelt dichotomisch in Krieg und Frieden oder genauer Nicht-Krieg ordnen. Allerdings sind erhebliche Zweifel anzumelden, ob es sich bei Krieg und Nicht-Krieg wirklich um diskrete Zustände handelt. Nicht zuletzt weil besonders im Falle innergesellschaftlicher bewaffneter Konflikte Kriege zumeist nicht erklärt werden. Auch Vereinbarungen über die Beendigung von Kampfhandlungen führen nicht immer zu einer erheblichen Minderung von Gewaltakten.

Innerhalb dieses Diskurses sind gleichwohl in Teilbereichen Fortschritte dahingehend gemacht worden, daß man ideologiekritisch die politische Rhetorik der Konfliktparteien hinterfragt hat und dabei vor allem mit Hilfe von Fallstudien[17] die ökonomische Verselbständigung von Kriegsgeschehen als treibendes Moment identifiziert hat. Dies hat in der Folge zu einer Flut statistisch vergleichender Untersuchungen geführt, die sich sämtlich an der Dichotomie Krieg – kein Krieg auf dem Territorium von Staaten orientieren.

Der Beobachtung, daß sich vielerorts die Logik bewaffneter Gewalt, vor allem aber ihr Erscheinungsbild in den neunziger Jahren rapide verändert hat, hat zuerst Mary Kaldor und inzwischen mit Verve Herfried Münkler auf den Begriff "neue Kriege" gebracht, während Christopher Daase in seiner Dissertation eine Abgrenzung mit dem Begriff "kleine Kriege" versucht hat. Allerdings ist bei beiden Attributen nicht zu übersehen, daß sie nicht wirklich auf Eigenschaften verweisen, die Schlüsse auf Ursachen zulassen. Man kann durchaus polemisch davon sprechen, daß die politische Wissenschaft hinter diesen diffusen Begriffsbildungen einen analytischen Offenbarungseid gegenüber den gegenwärtigen Manifestationen bewaffneter Gewalt versteckt. Statt neu könnte man ohne jeden inhaltlichen Verlust andere Kriege oder etwas anderes als Kriege sagen. Gäbe man aber das Begriffspaar Krieg und Staat auf, dann verlören im traditionellen Selbstverständnis Politologie und Friedensforschung eine ihrer Domänen. Es ist daher keineswegs zufällig, daß sich Soziologie und Ethnologie deutlich früher und konzeptionell innovativer mit den gegenwärtigen Formen bewaffneter Gewalt auseinandergesetzt haben[18], nicht zuletzt, weil sie nicht im gleichen Maße auf Staatlichkeit fixiert sind.

Woran gilt es also weiter zu arbeiten, um die aktuellen Formen bewaffneter Gewalt genauer zu kennzeichnen? Es ist sicher notwendig, die kapitalismuskritische Rede von der Globalisierung der Gewalt[19] analytisch bis auf die Mikroebene herunterzubrechen, denn dabei erst werden die vielen Widersprüche sichtbar und in politische Gegenstrategien umsetzbar werden. Nur wenn die in Armut und ökonomischer Ausgeschlossenheit lebenden Menschen für sich Handlungsoptionen erkennen, die eine demokratische gewaltfreie Regulierung ihrer unmittelbaren wirtschaftlichen Lebensgrundlagen beinhalten, werden sie es wagen, sich gegen die kriminellen Patrone zu wehren, die ihre Lebenssphäre beherrschen. Eine Trennung von Gewalt und Markt wird dann wieder zum Fluchtpunkt gesamtgesellschaftlicher politischer Strategien werden. Für Friedensforschung und Politikwissenschaft bedeutet dies, daß sie die Machtstrukturen in der Gesellschaftswelt jenseits von Staatlichkeit, in den Sphären sozialer Apartheid vorrangig bearbeiten müssen, um die Muster der bewaffneten Konflikte im 21. Jahrhundert zu entschlüsseln.

Veritabler Schatten der neoliberalen Globalisierung: Schattenglobalisierung

Einige der Kontroversen um die Wirkungen der gegenwärtigen Globalisierung unter neoliberalem Vorzeichen lassen sich empirisch nicht auflösen. Zwar wird nicht mehr bestritten, daß der neoliberale Globalismus die soziale Polarisierung innerhalb von Staaten und zwischen armen und reichen Staaten verschärft, aber man verweist auf die miserablen wirtschaftlichen Daten von Schurkenstaaten und den wenigen anderen Staaten, die sich gegen den Sog des neoliberalen Globalismus stemmen. Immerhin sei der neoliberale Globalismus allgemein mit Wachstumsraten verknüpft, so daß es auch den Ärmsten aus statistischer Sicht geringfügig besser gehe[20]. Selbst der deutsche Chef des Weltwährungsfonds hat sich angesichts der Kritik der Globalisierungsgegner besorgt über schwierige soziale Schieflagen geäußert. Seine Schlußfolgerung freilich lautet, nicht weniger, sondern mehr und raschere Globalisierung sei von Nöten, um die negativen Auswirkungen der gegenwärtigen Phase der Globalisierung zu überwinden.

Tatsächlich ist die Dynamik der gegenwärtigen Globalisierungsprozesse gleichzeitig von Wachstum und Reichtum einerseits und sozialem Ausschluß und Armut andererseits geprägt. Die Betrachtung der Weltwirtschaft als ein Zusammenspiel von drei Sektoren, den regulären, den informellen und den krimenellen, erleichtert es, diese Gleichzeitigkeit und den verbreiteten Verfall von Staaten, sowie die Langlebigkeit vieler bewaffneter Konflikte der Gegenwart zu erklären. Der unterschiedliche sozial-ökonomische Status der weltwirtschaftlich integrierten Staaten läßt sich als ein jeweils unterschiedliches Mischungsverhältnis regulärer, informeller und krimineller Sphären in den verschiedenen Volkswirtschaften erklären. Das Zusammenwirken dieser drei Sphären ist durch asymmetrische bzw. ungleiche Tauschbeziehungen gekennzeichnet. Zugleich bestimmt das jeweilige Mischungsverhältnis die soziale Topographie und die Organisation von individueller und kollektiver Sicherheit der jeweiligen Gesellschaften. Darüber hinaus sind diese drei Sektoren der nationalen Volkswirtschaften in jeweils eigene globale Zirkulationssphären integriert. Im folgenden werden die drei Segmente der Weltwirtschaft in ihren Umrissen beschrieben.

Erster Sektor: Der reguläre Sektor in der globalen Ökonomie ist durch eine rechtliche Ordnung gekennzeichnet, die Transaktionen für alle Marktteilnehmer berechenbar macht. Es werden überwiegend Steuern zur Reproduktion des Staates gezahlt, auch wenn das Niveau der Besteuerung als Folge weltweiter Standortkonkurrenz allgemein abnimmt. Die mageren Wachstumsraten der regulären Ökonomien halten global nicht Schritt mit dem Wachstum der Weltbevölkerung im erwerbsfähigen Alter und der sich daraus ergebenden Nachfrage nach Arbeit. Mit dem informellen Sektor findet massiver ungleicher Tausch im Bereich von illegalen Dienstleistungen statt. Die inzwischen allgemeine Akzeptanz dieser Schwarzarbeit, bei der illegale MigrantInnen in der Regel eine große Rolle spielen, hebt den Lebensstandard in der regulären Sphäre nicht unwesentlich.

An ihren Rändern sind die regulären Ökonomien ständig korruptiven Attacken wirtschaftskrimineller Akteure ausgesetzt, die die Produkte und Erträge ihrer illegalen Aktivitäten in die reguläre Waren- und Dienstleistungszirkulation einschleusen wollen. Zerfallende Staaten und Steuerfluchtinseln sind häufig der Ausgangspunkt für solche Transaktionen. Überhöhte Immobilienpreise sind oft ein Indikator für das Einfließen von Erträgen an der kriminellen Ökonomie und zugleich ein treibender Faktor zyklischer Finanzkrisen in Schwellenländern, wie sie in Mexiko und Thailand aufgetreten sind[21].

Zweiter Sektor: Die informellen Sphären der Wirtschaft - in ihnen haben rechtsstaatliche Regeln nur sehr begrenzte Geltung. Asymmetrische Machtstrukturen, die unkontrolliert Gewalt androhen oder auch anwenden, und rudimentäre Ansätze kommunitärer Selbstorganisation kennzeichnen die informellen Sphären der Ökonomie. Sieht man von gelegentlicher Erfassung durch Konsumsteuern ab, wenn Angehörige des informellen Sektors als Konsumenten in der regulären Ökonomie agieren, so sind die informellen Sektoren nicht an der Erhaltung und Reproduktion des Staates durch Zahlung von Steuern, also nicht am Kontrakt zwischen Bürger und Staat beteiligt.

Gleichwohl aber ist der informelle Sektor die Lebenssphäre des größten Teils der erwerbsfähigen Bevölkerung. Selbst in der relativ entwickelten Region Lateinamerika hat die ILO für Ende der neunziger Jahre einen Anteil des informellen Sektors von 56 % an der Erwerbsbevölkerung (EAP = economically active population) ermittelt. Bezogen auf die Zahl der Teilnehmer wächst dieser Sektor weltweit am schnellsten. Es ist daher strukturell angelegt, daß diese Bevölkerungsmehrheit völlig unzureichend mit öffentlichen Gütern, wie z.B. Schulen, und Infrastrukturen versorgt wird.

Andererseits muß herausgehoben werden, daß der informelle Sektor in erheblichem Umfang zur individuellen Wohlfahrt im Bereich der regulären Ökonomie durch billigste Dienstleistungen beiträgt. In den wohlhabenden Industriestaaten nimmt dies zumeist die Form von Schwarzarbeit durch illegale MigrantInnen als Hilfen im Haus und bei der häuslichen Krankenpflege, in Landwirtschaft und Gastronomie, im Handwerkssektor und der Bauindustrie an.

Da alle Aktivitäten, die wir dem informellen Sektor zuordnen, außerhalb der Reichweite von Rechtsstaatlichkeit angesiedelt sind, ist der informelle Sektor generell stark gefährdet, von gewaltkriminellen Akteuren kontrolliert und ausgebeutet zu werden.

Dritter Sektor: Die global vernetzten Akteure krimineller wirtschaftlicher Betätigung haben sich eine dynamische Zirkulationssphäre geschaffen. Sie weist, gemessen an Umsätzen und Profiten, wahrscheinlich die höchsten Wachstumsraten der drei Sphären in der Weltwirtschaft auf. Definitorisch gilt, daß an Stelle rechtsstaalicher Regelungen latente und manifeste Gewaltverhältnisse die Geschäftsgrundlage in dieser Zirkulationssphäre bilden. Steuern zur Reproduktion des Staates zahlen diese Akteure nicht. Es kommt hingegen vor allem in Transformationsländern häufig vor, daß wirtschaftskrimenelle Akteure sich öffentliche Infrastrukturen aneignen. In anderen Fällen haben kriminelle Akteure sich eines Staatsorganes oder gleich des gesamten Staatsapparates in einem schwachen Staat bemächtigt, um die Geschäfte besser betreiben zu können.

Bei der kriminellen Sphäre handelt es sich jedoch um ein parasitäres Gebilde, das auf funktionierende Tauschsphären mit der regulären Ökonomie angewiesen ist. Kriminelle Akteure usurpieren Teile der regulären und der informellen Ökonomien und verknüfen sie dabei häufig miteinander. Dies macht eine definitorische Abgrenzung nicht immer leicht. Das BKP (Bruttokriminalprodukt) wird inzwischen grob auf jährlich 1500 Mrd. US-Dollar geschätzt, wovon knapp die Hälfte auf Drogengeschäfte entfällt. Ein Vergleich mit dem BSP (Bruttosozialprodukt) des gesamten afrikanischen Kontinentes beleuchtet die machtpolitische Brisanz der Größe des kriminellen Sektors gegenüber vielen, vor allem schwachen Staaten. Das BSP Afrikas beträgt 330 Mrd. US-Dollar, wovon allein ein Drittel alleine auf Südafrika entfällt.

Als heuristisches Instrument genutzt hilft dieses Dreisektorenmodell des aktuellen Globalisierungsprozesses die Dynamik des Erosionsprozesses der Formen von Staatlichkeit zu verstehen, die unseren Vorstellungen von Rechts- und Sozialstaatlichkeit entsprechen. Dabei ist es wichtig, immer im Auge zu behalten, daß die globalen Zirkulationssphären sowohl des informellen als auch des kriminellen Sektors in allen, auch und gerade in den hochindustrialisierten Gesellschaften vorfindlich sind. Unterschiede liegen in den relativen Gewichtungen. Das Ende des Kalten Krieges und die nun offenen Grenzen der einstigen systemischen Demarkationslinie haben das Wachstum informeller und krimineller Sektoren auch in Westeuropa beschleunigt. Somit kann es nicht überraschen, daß die wohlfahrtsstaatlichen Regelungen der sozialdemokratischen Boomphase in Europa einen Erosionsprozeß durchlaufen. Zudem haben sie ihre ideologische Legitimationsbasis als bessere systemische Alternative verloren.

In vielen Transformationsländern und einer großen Zahl von Entwicklungsländern wird das wirtschaftliche Geschehen von informellen Sektoren und kriminellen Akteuren dominiert. Vorhandene staatliche Strukturen befinden sich in einem lange anhaltenden Auflösungsprozeß, der aufgrund des schleichenden Wegfalls des Staates als Garant rechtsstaatlicher Konfliktschlichtung eine Eigendynamik entwickelt. Die Reproduktion der staatlichen Sicherheitsorgane kann aufgrund der strukturell bedingten fiskalischen Dauerkrise nicht gewährleistet und bestehende Rechte der Marktteilnehmer nicht durchgesetzt werden. Unternehmerische Strategien sind auf Steuervermeidung gerichtet, bedeutende Teile der Volkswirtschaft fallen in Tauschwirtschaft zurück. Extrem niedrige Staatsquoten und geringes Steueraufkommen sind untrügliche Indikatoren für derartige Entwicklungen. Wird die staatliche Infrastruktur nur mit Außenzuflüssen (Hilfsprogramme) oder ausschließlich aus Rohstoffexporten aufrechterhalten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß diese Mittel klientelistisch verteilt werden und daß wirtschaftskriminelle Akteure Kontrolle zumindest über Teile Staatsapparates gewinnen.

In solchen Situationen öffnen die korporativen und individuellen Überlebensstrategien des Personals von staatlichen Sicherheitsorganen zum einen der Korruption Tür und Tor und zum anderen betreibt es Uniform und Waffe mißbrauchend kollektiv und individuell extra-legale Einkommenssicherung. Im günstigen Fall erbringt man im Zweitjob unter Vernachlässigung der schlecht oder nicht bezahlten dienstlichen Pflichten Dienstleistungen unterschiedlichster Art oder wandert ganz in den rasant wachsenden Sektor privater Sicherheitsdienstleistungen ab. Im ungünstigen Falle degenerieren die staatlichen Sicherheitsorgane zu konkurrierenden Rackets oder die staatlichen Gewaltakteure vermarkten sich direkt als "Dienstleister" in der kriminellen Sphäre. Allen Aktivitäten dieser Art ist gemeinsam, daß die bewaffneten Organe des Staates ihre Legitimation als gesamtgesellschaftlicher Ordnungsfaktor verlieren. Diese Zerfallsprozesse tendieren dazu, rasch zu eskalieren, so daß die Polizei vor allem für die im informellen Sektor lebende Bevölkerung zum Sicherheitsproblem wird, gegen das man seinerseits individuell und kollektiv durch "Aufrüstung" Vorkehrungen treffen muß. In solchen Situationen kommt es dazu, daß schließlich bewaffnete Drogendealer und andere Gewaltakteure örtlich das Gewaltmonopol ausüben[22].

Für die Dynamik der global vernetzten kriminellen Sphäre kommt dem Drogensektor nach wie vor eine zentrale Bedeutung zu. Dieser Sektor ist in seiner Existenz und ökonomischen Dynamik vom Verfolgungsdruck auf den wichtigsten Endverbrauchermärkten abhängig. Der Verfolgungsdruck macht diesen kriminellen Sektor überhaupt erst so extrem profitabel und hat eine Diversifizierung der Handelsströme und die Schaffung moderner, strategisch geplanter krimineller Netzwerke befördert. Die hohen Profite, die sich ausschließlich aufgrund des Verfolgungsdruckes erzielen lassen, mobilisieren kriminelle Energien und machen die Rekrutierung von Gewaltakteuren leicht. Rein ökonomisch betrachtet handelt es sich bei dem Drogensektor um einen der höchst subventionierten Sektoren in der Weltwirtschaft[23]. Denn alle Aufwendungen für die Verfolgung von Drogendelikten sind nichts anderes als Subventionen zur Stützung der Marktpreise. Drogenverfolgung und illegaler Drogenhandel bilden sich symbiotisch miteinander verbunden als komplexe globale Netzwerke mit ungebremster Dynamik aus. Mit anderen Worten die zum Teil medizinisch nicht gebotenen Drogenverbote wirken nach wie vor als zentrale Triebfeder der gesamten Schattenglobalisierung, die von den Netzwerken der Drogenhändler ausgehend zunehmend andere Wirtschaftsbereiche durchdringt.

Die Nebel der Informalität und Kriminalität werden in dem Umfange dichter, je stärker sich das soziale Profil der Weltwirtschaft polarisiert. Dem steigenden Angebotsdruck informeller Dienstleistungen und Arbeit können auch die am besten rechts- und sozialstaatlich organisierten Volkswirtschaften nicht standhalten. Die individuellen Wettbewerbs- und Wohlfahrtsvorteile, die sich aus informeller, illegaler Arbeit ziehen lassen, sind so attraktiv, daß die Schattenökonomien allerorten dramatisch expandieren. Den anhaltenden Beschäftigungsboom ohne inflationäre Tendenzen in den Vereinigten Staaten Ende der neunziger Jahre erklären Ökonomen mit dem Druck auf die Löhne, der von geschätzten zehn Millionen illegalen Arbeitskräften ausgeht. Für Deutschland dürfte gelten, daß das Tariflohnsystem ohne die breite stillschweigende Akzeptanz von massiver Schwarzarbeit seit Öffnung der Grenzen nach Osteuropa dem Druck zur Flexibilisierung nicht bis heute standgehalten hätte.

Der Begriff Schattenökonomie verharmlost jedoch die korrosive Wirkung dieser Entwicklung. Da informelle Aktivitäten nicht gegen kriminelle Usurpation durch den Zugang zu rechtsstaatlichen Mitteln geschützt sind, ist flächendeckend die Kontrolle von Schwarzarbeit, illegaler Migration usw. durch kriminelle Akteure zu beobachten, die ihrerseits in transnationalen Netzwerken operieren. Der politische Diskurs verdrängt bislang den Sachverhalt, daß schattenwirtschaftliche Aktivitäten sich zu einem Verbund globaler krimineller Netzwerke entwickelt haben und man daher von Schattenglobalisierung[24] sprechen muß.

Nun mag man argumentieren, daß dies zu Rückflüssen in die Herkunftsländer führt und dort zur wirtschaftlichen Entwicklung durch Steigerung des Nachfrage beiträgt und langfristig ausgleichende Wirkung hat. Eine solche Betrachtungsweise übersieht aber, daß diese in der Tat globalen Zirkulationssphären keinen Beitrag zur Rekonstruktion zerfallener Staaten leisten. Im Gegenteil, je umfangeicher die informelle und kriminelle Zirkulation von Waren, Menschen und Geld wird, umso mehr wächst das Gewicht derjenigen Akteure, deren Interessen mit der Schwäche bzw. Abwesenheit des Staates als Garant geregelter Märkte verbunden sind.

Gewalt als Regulation

Als allgemeine Regel gilt, daß die Privatisierung der Sicherheit ein Spiegelbild des Zustandes von Staatlichkeit ist. Wenn es jedoch zu einer umfassenden privaten Aneignung des Staates gekommen ist, dann bleibt die faktische Privatisierung lange verschleiert. In Zaire hatte sich diese klientelistische Eskalation von privater Herrschaft bis zu ihrer logischen Auflösung wegen Auszehrung der produktiven Ressourcen und drohender Erschöpfung der privat angeeigneten Ressourcen nahezu vollendet[25]. In den vergleichbaren Fällen, Indonesien unter Suharto oder der Philippinen unter Marcos hat politische Opposition den Weg klientelistischer Diktaturen in völlige wirtschaftliche Auszehrung vorzeitig abgebrochen. Derartige klientelistische Systeme sind auf den Anschein von Staatlichkeit angewiesen, weshalb sie u.a. scheinbar überflüssige sehr aufwendige architektonische Spuren[26] hinterlassen.

Anders verhält es sich mit mafiösen Diktatoren, sie konzentrieren sich völlig auf die kriminelle Aneignung von Reichtümern. Die Militärdiktatur in Nigeria unter Abacha dürfte in diese Kategorie fallen. Mit anderen Worten, die Erscheinungsformen der Auflösung von Staatlichkeit, wie sie durch wohlfahrtsstaatlich orientierte Postulate von Rechtsstaatlichkeit definiert ist, sind zwar verwirrend vielfältig, aber allen ist gemein, daß das staatliche Gewaltmonopol zugunsten eines breiten Spektrums privatisierter Organisation von Sicherheit sowohl innerhalb als auch außerhalb der geltenden Rechtsordnung aufgegeben wird.

Im Prozeß der Auflösung von Staatlichkeit aufgrund des Zusammenbruchs der ökonomischen Basis werden die Angehörigen des Staatsapparates zu ständigen Wegelagerern der Zivilgesellschaft. Sie ersticken alle unternehmerischen Initiativen zur Selbsthilfe. Ist eine Gesellschaft einmal in einen solchen Zustand geraten, in dem die wirtschaftskriminell angeeignete Fassade von Staatlichkeit und deren Akteure einen Zustand allgemeiner Unsicherheit erzeugen, lösen sich auch zivilgesellschaftliche Regelsysteme auf und werden durch Selbstverteidigungsstrukturen ersetzt. Es bilden sich Identitäten, z.T. auf der Mikroebene, die sich zumeist auf den konkreten Ausschluß anderer gründen. Informalisierung und Kriminalisierung wirtschaftlicher Aktivitäten bestimmen das Leben. Migration und die daraus resultierende Diaspora befördern die transnationale Vernetzung und bieten zugleich eine personale Infrastruktur für illegale Transaktionen unterschiedlichster Art. Denn das staatliche Gewaltmonopol und rechtsstaatliche Instanzen des Gastlandes bleiben für die Lebenssphären der meisten MigrantInnen ohne Wirkung, obwohl ihre Arbeitskraft ökonomisch ein fester Bestandteil der jeweiligen nationalen Ökonomien ist.

Die in Umrissen dargestellten Zustände in zerfallenden Staaten finden sich aber auch in sozialräumlich kleinen Einheiten innerhalb ansonsten leidlich funktionierender demokratischer Staaten. Ob es sich um Ghettos sozial abgehängter Minderheiten in den Metropolen von Industrienationen, um die riesigen Armutsgürtel, von denen alle großen Millionenstädte in der Dritten Welt umgeben sind oder aufgegebene Industriestandorte in der ehemaligen Sowjetunion handelt, die Bewohner erfahren Staatlichkeit so, als lebten sie in einem zerfallenen Staat. Polizisten begegnen ihnen als gefährliche Feinde. Entsprechend bilden sich in diesen sozialen "Exklaven der ökonomischen und sozialen Apartheid" den Kriegsökonomien ähnliche Strukturen heraus. Das Gewaltmonopol liegt meist bei nach dem Territorialprinzip organisierten Gangs. Schutzgelder treten an die Stelle von Steuern. Ein mit Gewaltandrohung erpreßtes Schweigen gegenüber den staatlichen Strafverfolgungsorganen entspricht der staatsbürgerlichen Loyalität.

Die Gesellschaft "draußen" ist für diese Menschen Ausland. Dort sind sie eine Ressource u.a. für Drogenhandel und andere risikobehaftete Tätigkeiten, die in der Schattenwirtschaft nachgefragt werden. Wer arm ist, der hat keine Wahl und geht kriminelle Risiken ein.

Aus dieser Herangehensweise an die Zusammenhänge zwischen den symbiotisch verknüpften Prozessen von Globalisierung und Schattenglobalisierung einerseits und Erscheinungsformen gesellschaftlicher Gewalt andererseits ergibt sich die Notwendigkeit, gesellschaftliche Gewalt, die sich unter anderem in Mordraten und Straftaten unter Anwendung von Schusswaffen ausdrückt, auf den Mikroebenen sehr viel genauer zu untersuchen, um die Anteile "regulativer Gewalt" zu bestimmen. Unter regulativer Gewalt wird die Androhung und der Einsatz von physischer Gewalt zur Durchsetzung von ungleichen Tauschverhältnissen und Aneignung verstanden.

Ein zentraler Befund der Untersuchungen in den letzten Jahren über bewaffnete interne Konflikte lautet, dass sich kriegerische Gewalt zu erheblichen Teilen mit wirtschaftlichen Interessen erklärt werden kann, ja dass sogar langandauernde Kriege geradezu zu einer eigenständigen Produktionsweise mutieren, in der das kriegerische Geschehen von gewaltunternehmerischen Kalkülen bestimmt wird. Ein weiterer Befund ist, dass diese Kriegsökonomien nur transnational vernetzt funktionsfähig sind. Mit anderen Worten, diese Gewaltökonomien sind notwendig transnational eingebunden. Verfolgt man nun die kriegsökonomischen Transaktionen auf ihrem Weg in die reguläre Ökonomie, so erschließen sich weitere kriminelle Netzwerke, die überall agieren und Gewalthandlungen in einem Umfang begehen, der manchen bewaffneten Konflikt, der als Krieg beschrieben wird, übertrifft. Es ist der Disziplin internationale Beziehungen aber eigen, sich vorrangig auf die Dichotomie Krieg und Nicht-Krieg zu konzentrieren. Die in diesem Text diskutierten Befunde verweisen darauf, daß es realitätstüchtiger sein dürfte, die bei der Untersuchung gesellschaftlicher Gewaltverhältnisse im Zeitalter von Globalisierung und Schattenglobalisierung mit der Kategorie "regulative Gewalt" arbeiten, um so besser die Gewaltlogiken der Akteure entschlüsseln können.

Deterritorialisierung und Diffusion kriegerischer Gewalt

Schattenökonomische Netzwerke haben längst nicht mehr ausschließlich in Kriegsszenarien ihren Ausgangspunkt. Man muß sie bereits als systemisches Merkmal des gegenwärtigen Globalisierungsprozesses bezeichnen. In des Wortes Sinne ist die Schattenglobalisierung der unausweichliche Schatten der gegenwärtigen Globalisierung unter der Vorgaben neoliberaler Ordnungspolitik. In diesen Netzwerken geht es längst nicht mehr nur um Elfenbein, Diamanten oder Edelhölzer und Menschenhandel, vielmehr dürften der Umsatz gefälschter Markenprodukte, vor allem aus Asien, und Schmuggel, z.B. von Zigaretten, längst den Umschlag direkt "kriegsökonomisch" ausgelöster Warenströme übertreffen[27].

Die entscheidend neue Dimension dieser Erscheinungen, die in Kriegswirtschaften in innergesellschaftlichen bewaffneten Konflikten und fragmentierten Gesellschaften systemischen Charakter haben, liegt darin, daß die Funktionslogik dieser notwendig transnationalen Netzwerke die Unterschiede zwischen Krieg und Frieden verwischt. Denn die Gewaltsteuerung derartiger wirtschaftlicher Transaktionen ist zwangsläufig entterritorialisiert, was wiederum entlang der weltweiten Drogenhandelsströme am besten dokumentiert ist. Streng ökonomisch betrachtet muß der kriegswirtschaftlich bedingten Menge illegaler Transaktionen in einem Kriegsgebiet eine gleiche Menge illegaler Transaktionen außerhalb des Kriegsgebietes entsprechen. Dies begründet die expansive Dynamik informeller und krimineller Sphären ausgehend von Kriegsökonomien zunächst in die Region und dann in die globalen Waren- und Dienstleistungsströme. Letztlich aber reüssieren derartige Netzwerke nur, weil sie über Hehler Zutritt zu den Märkten der reichen Industrieländer finden.

Es ist daher notwendig, Thesen über die Figur des Warlords weiter zu differenzieren. Denn wenn Warlords notwendig wirtschaftlich in transnationalen Räumen operieren, dann stellt sich klar die Frage, ob sich daraus nicht auch eine Entterritorialiserung ihrer Gewaltlogik ergeben muß. Jeder Warlord muß seine Gewaltlogik so kalibrieren, daß die Austausch- und Geldwaschsphären mit der regulären Ökonomie nicht gefährdet werden. Was als nicht endende Kriege erscheint, ist möglicherweise ein systemisches Merkmal und man sollte vorsichtiger von Gewaltunternehmern sprechen. Denn es könnte sich herausstellen, daß die dominanten Gewaltunternehmer längst der Logik transnationaler Netzwerke folgen. Wir hätten es dann mit einer Diffusion des Krieges, auch der sog. neuen Kriege zu tun, die sich in "regulative Gewalt" transformieren und entterritorialisieren. Für diese These spricht, daß systemische Transformationen z.B. in Brasilien und Rußland mit einer rasanten Steigerung der Mordraten verbunden sind, hinter denen sich ökonomisches Gewaltmanagement in jenen Räumen verbirgt, aus denen sich der schwache Staat als Gewaltmonopolist längst verabschiedet hat. Allgemeiner, die riesigen Räume sozialer Ausgeschlossenheit, die den neobliberalen Globalismus begleiten, kann man zunehmend als Gewaltmärkte beschreiben, deren Steuerung sich aus den Logiken der Schattenglobalisierung ergibt. Diese Problemfelder muß die Friedensforschung unbeachtlich dominanter Paradigmen bearbeiten, die in der angelsächsisch dominierten Lehre von den internationalen Beziehungen vorgegeben werden, will sie denn ihre eigenen normativen Vorgaben einlösen.

Text für einen Sammelband, der im Frühjahr 2003 erscheinen soll. Titel und Herausgeber sind noch nicht endgültig festgelegt.

Fußnoten

[1] Das von Nils Petter Gleditsch herausgegebene Journal of Peace Research ist eine hartnäckige Bühne, auf der dieses Paradigma in immer neue Varianten aufgeführt wird. Gleditsch selbst hat inzwischen sogar einen mittelbaren Zusammenhang zwischen neoliberaler Öffnung und damit verbundener sozialer Polarisierung und geringerer Wahrscheinlichkeit einer internen kriegerischen Auseinandersetzung mit Hilfe der Kriegsstatistik herausdestilliert. Folgerichtig begegnet man diesem Befund auf der Internetseite der Weltbank. Siehe: Ranveig Gissinger, Nils Petter Gledisch, Havrad Hegre, Globalization and Internal Conflict, http://www.worldbank.org/files/15099_GlobalizationAndInternalConflict.pdf.

[2] Herfried Münkler, Die neuen Kriege, Reinbek (Rowohlt) 2002, S.218.

[3] Karl Kaiser, Friedensforschung in der Bundesrepublik, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 1970, S.103.

[4] Die Breite der beanspruchten thematischen Kompetenz ist in der Buchreihe Friedensanalysen dokumentiert. Die gleichzeitig reklamierte Interdisziplinarität wurde zu keinem Zeitpunkt wirklich umgesetzt, gleichwohl haben sich Friedensforscher darin zu Völkerrecht, Volkswirtschaft und Sozialgeographie wertend geäußert und das nicht immer auf der Höhe der jeweiligen Fachdiskurse.

[5] Der analytische Rückstand der Friedensforschung in Deutschland wird deutlich, wenn man das bereits 1997 veröffentlichte Sonderheft der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie zur "Soziologie der Gewalt" (Trutz von Trotha Hrsg.) zur Hand nimmt und es mit zeitgleichen Veröffentlichungen in der engeren Friedensforschung vergleicht, z.B. in der Zeitschrift Sicherheit + Frieden vergleicht.

[6] Hierbei handelt es sich um einen höchst kontroversen Befund, der aber den herrschenden Diskurs über Regulierung und Wirtschaftspolitik dominiert und sich in dem Satz, es gibt keine Alternative zur Globalisierung widerspiegelt. Siehe: Dollar, David Kraay, Aart Growth is good for the poor, World Bank, Washington D.C. 2000. Zumindest die Realität in Lateinamerika scheint diese ökonometrische Weltbankstudie nicht zu beschreiben. Siehe die empirischen Studien zur Armutsentwicklung in Lateinamerika im CEPAL-Review Nr. 75, a.a. Mario La Fuente, Pedro Saenz, Participation by the poor in the fruits of growth, S.153-162; sowie Rubén Kaztman, Seduced and abandoned: the social isolation of the urban poor, S.163-180.

[7] Über die Bedeutung dieser medialen Prägung durch Luxusmarken für die Lebenswelten ausgeschlossener junger Menschen am Beispiel Zaire berichtet Michaela Wrong in Kapitel 8 "The importance of being elegant" in ihrem Buch "In the Footsteps of Mr. Kurtz", London (The Forth Estate) 2000 anschaulich.

[8] Die erste veröffentlichte viktimologische Erhebung Mexikos liefert erschreckende Zahlen über Raub und Diebstahl, Für México D.F. sind im Jahre 2001 17 718 Straftaten pro 100 000 Einwohner in dieser Erhebung ermittelt worden. 40 % aller Haushalte waren von einer Straftat betroffen. Bei 92 % aller Straftaten handelt es sich um Raub oder Diebstahl. Weniger als ein Viertel aller Straftaten wird zur Anzeige gebracht. Bei 44 % aller Straftaten war Gewalt im Spiel, davon wurde bei knapp der Hälfte eine Handfeuerwaffe. eingesetzt. Quelle: Encuesta Nacional sobre la Inseguridad Pública 2002, www.icfsi.org..mex..

[9] Diese Überlegungen knüpfen an ein geplantes Forschungsprojekt an. Katharina Sieverding, Katrin Lock (www.gangbustah-go.org) Zwischen egomaner Gewaltverherrlichung und sozialer Ballade, Gewaltbilder in der Musikkultur Jugendlicher.

[10] Allerdings ist zu berücksichtigen, daß die Vermarktungsmechnismen die ursprünglichen Inhalte gerichtet "mehr Gewalt verkauft sich besser" verfremden.

[11] Zahlreiche brauchbare statistische Hinweise auf das Potential derartiger Untersuchungen finden sich in: WHO, World report on violence and health, Geneva 2002. Eine gute Übersicht über Lateinamerika bieten: José María Rico, Laura Chinchilla, Seguridad Ciudadana en América Latina, México D.F. (Siglo ventiuno editores), 2002. Dabei ist jedoch zusätzlich zu berücksichtigen, daß überall dort, wo Staatlichkeit sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Auflösung befindet, viele Gewalttaten und Morde statistisch nicht erfaßt werden. Zu Nicaragua siehe: William Godnick, Stray Bullets: The Impact of Small Arms Misuse in Central America, Occasional Paper No.5, Small Arms Survey, Geneva 2002. Zu Brasilien siehe: Luke Dowdney, Crianças Combatentes em Violência Armada Organizada: um estudo de crianças e adolescentes envolvidos nas disputas territoriais das facç_es de drogas no Rio de Janeiro, Rio de Janeiro 2002 (ISER) <unter www.desarme .org verfügbar).

[12] Allerdings wird zumeist übersehen, daß die Vereinigten Staaten zahlreichen Konventionen des Kriegsvölkerrechts niemals beigetreten sind. Dies betrifft unter anderem die Genfer Zusatzprotokolle.

[13] So lautet der Titel seines neuesten Buches: Alain Joxe, L'empire du chaos, Paris (La Découverte) 2002.

[14] Diese anspruchsvollen Vorgaben haben aber keineswegs dazu geführt, die Parallelstrukturen der vier amerikanischen Teilstreitkräfte und die damit verbundene Verschwendung und Ineffizienz bei der operativen Integration im Ernstfall zu überwinden. Hierzu: Peter Lock, Die High-Tech-Kriege des 21. Jahrhunderts, in: Ulrich Albrecht, Michael Kalman, Sabine Riedel, Paul Schäfer (Hrsg.), Das Kosovo-Dilemma, Münster (Westf. Dampfboot) 2002, S.127-140.

[15] Colin S. Gray, Thinking Asymmetrically in Times of Terror, in: Parameters, Spring 2002, S. 3-14, hier S.6.

[16] Colin Gray a.a.O.

[17] Bahnbrechend war hier der 1996 in Frankreich veröffentlichte Sammelband: Économie des guerres civiles herausgegben von François Jean und Jean-Christophe Rufin. Deutsche Ausgabe: Ökonomie der Bürgerkriege, Hamburg (Hamburger Edition) 1999.

[18] Trutz von Trotha (Hg.), Soziologie der Gewalt, Sonderheft 37/1997 Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

[19] Joachim Hirsch, Globalisierung der der Gewalt, in: Sozialismus 10/2002, S.24-29.

[20] Siehe: Dollar, David., Kraay, Aart a.a.O.

[21] Siehe: Guilhem Fabre, Criminal properities, financial crisis and money laundering: The case of Mexico in a comparative perspective, in: UNESCO/UNODCCP, Drug Trafficking, Criminal Organisations and Money Laundering, Paris 2002, chapt.8. S.238ff.

[22] Für Rio de Janeiro ist das anschaulich dokumentiert in: Cano, Igancio, Letalidade da Açao Policial no Rio de Janeiro, Rio de Janeiro (ISER) 1997. Siehe auch Mawdsley a.a.O.

[23] Neben der Finanzierung der polizeilichen und militärischen Verfolgung von Drogenhandel muß man z.B. in den USA die finanziellen und gesellschaftlichen Kosten für die Unterbringung von 1,2 Millionen Strafgefangenen, die meist langjährig wegen Drogendelikten einsitzen, hinzuzählen. Diese Aufwendungen beeinträchtigen die Bereitstellung öffentlicher Güter, wie Schulen und Ausbildung.

[24] Ein Warnschild an deutschen Postämtern (und nicht nur dort) anerkennt bereits diesen Sachverhalt und verweist potentielle Besucher, die in krimineller Absicht kommen, in zehn Sprachen darauf, daß das Personal keine Möglichkeit hat, das Zeitschloß des Safes zu beeinflußen,

[25] Hierzu: Michaela Wrong, In the Footsteps of Mr Kurtz, London (The Forth Estate) 2000.

[26] Größenwahnsinnige Architektur verweist immer auf gesellschaftliche Gewaltverhältnisse, auch wenn sie lange verschleiert bleiben.

[27] So hat der Zoll an den Außengrenzen der EU im Jahre 2000 gefälschte Markenprodukte im Wert von mehr als zwei Milliarden EURO entdeckt, darunter eine halbe Million Pakete Kaugummi und eine viertel Million Päckchen mit Kondomen